Studium oder Ausbildung? Studium UND Ausbildung!
Fotograf: Tim Reckmann, https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/de
Was ist ein duales Studium?
Ein Hochschulstudium, das eine oder mehrere längere Praxisphasen in einem Unternehmen umfasst, nennt man „duales Studium“. Theoretisches Wissen und berufliche Praxiserfahrung sollen dabei möglichst gut verzahnt werden. Da es aber keine genaue Regelung gibt, wie genau ein duales Studium abzulaufen hat, sollten sich interessierte Schüler und Schülerinnen die einzelnen Studiengänge und Angebote von Unternehmen genau ansehen.
Grundsätzlich lassen sich vor allem zwei verschiedene Arten dualer Studiengänge unterscheiden:
- Das ausbildungsintegrierende Studium kombiniert ein Studium zeitgleich mit einer Berufsausbildung in einem Betrieb. Absolventen erhalten also gleich zwei Abschlüsse: Einmal den regulären Hochschulabschluss und zusätzlich den Abschluss in einem anerkannten Ausbildungsberuf. (ca. 30 Prozent https://www.dzhw.eu/pdf/ab_20/Soz22_Hauptbericht.pdf, die Studierendenbefragung in Deutschland: Sozialerhebung 2021)
- Im praxisintegrierenden Studium wechseln sich Praxisphasen in einem Unternehmen und Studienphasen an der Hochschule ab. So kann das theoretische Wissen direkt in der Praxis angewendet und geübt werden. Am Ende des Studiums erlangen die Studierenden einen Hochschulabschluss, in der Regel den Bachelor. Diese Art des dualen Studiums ist am meisten verbreitet. (60 % https://www.dzhw.eu/pdf/ab_20/Soz22_Hauptbericht.pdf ).
Darüber hinaus gibt es auch duale Masterstudiengänge sowie berufsintegrierende beziehungsweise berufsbegleitende Studiengänge. Das Studium ist dabei zugleich eine berufliche Weiterbildung. (10 Prozent https://www.dzhw.eu/pdf/ab_20/Soz22_Hauptbericht.pdf )
Welche Vorteile und welche Nachteile hat das duale Studium?
Warum sich Studierende für ein duales Studium entschieden haben, hat beispielsweise eine Studie der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) untersucht. Finanzielle Sicherheit und Karrierechancen sowie Interesse am praktischen Anwendungswissen stehen dabei ganz oben.
Einer der Vorteile des dualen Studiums kann die Vergütung des Praxisanteils im Unternehmen sein. Studierende, die gleichzeitig eine Berufsausbildung machen, erhalten in der Regel wie Azubis eine Ausbildungsvergütung. Studierende im praxisintegrierenden Studium erhalten ein Gehalt. Die Höhe der Vergütung sowie etwaiger Zusatzleistungen ist jedoch nicht gesetzlich festgelegt und kann je nach Studiengang und Arbeitgeber schwanken. Einer Umfrage des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zufolge verdienten im Jahr 2020/2021 rund 80 Prozent der befragten Studierenden zwischen 600 und 1.200 Euro netto durch das duale Studium.
Klassische Semesterferien gibt es für dual Studierende allerdings nicht. Sie bekommen stattdessen Urlaubstage. Auch hier gibt es unterschiedliche Regelungen, angefangen vom gesetzlich festgeschriebenen Minimum von 20 Tagen bis hin zu 30 Tagen sowie Sonderurlaub.
Zwar müssen dual Studierende sich vertraglich oft einige Zeit über das Studium hinaus an ihren Arbeitgeber binden und sind dadurch unter Umständen nicht so flexibel wie andere Studierende. Dafür ist aber die Wahrscheinlichkeit der Übernahme durch das Partnerunternehmen direkt nach dem Abschluss hoch.
Auch für andere Unternehmen am Arbeitsmarkt sind Absolvent:innen eines dualen Studiengangs attraktiv. Denn sie bringen bereits jede Menge Praxiserfahrungen mit.
Ein klarer Nachteil des dualen Studiums ist die größere zeitliche Belastung, insbesondere in Studiengängen, in denen zwei Abschlüsse parallel angestrebt werden. Auch bereitet das duale Studium nicht auf eine akademische Laufbahn vor. Fachwechsel oder Studienabbrüche sind zudem schwieriger umzusetzen, da die Studierenden vertraglich dem Arbeitgeber verpflichtet sind.
Dual Studierende scheinen jedoch gut informiert ins Studium zu starten und profitieren unter Umständen von der engmaschigen Betreuung durch Hochschule und Unternehmen: Die Abbrecherquote liegt bei gerade einmal knapp 7 Prozent. Im Gegensatz dazu brechen im bundesweiten Durchschnitt über ein Viertel der Student:innen in Bachelor-Studiengängen ihr Studium ab.
Wo kann man dual studieren?
Das duale Studium in Deutschland wird immer beliebter. Inzwischen gibt es bereits knapp 2.000 duale Studiengänge. Einen Großteil der dualen Studiengänge, nämlich über 1.700, bieten die Fachhochschulen beziehungsweise Hochschulen für angewandte Wissenschaften an. Die Universitäten hingegen haben lediglich 88 duale Studiengänge im Programm, so eine Erhebung von 2019 des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE).
Rund 10 Prozent der Erstsemester waren außerdem laut CHE 2019 in Berufsakademien eingeschrieben, um dual zu studieren. Diese gibt es derzeit in Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Saarland und Sachsen. Einige Bundesländer haben stattdessen duale Hochschulen gegründet wie beispielsweise die erste staatliche duale Hochschule in Baden-Württemberg (DHBW). Für das Jahr 2025 plant auch der Freistaat Sachsen eine Umwandlung der Berufsakademie in eine duale Hochschule.
In welchen Bereichen gibt es Duale Studiengänge?
Einer Umfrage des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) zufolge waren 2022 Studiengänge im Bereich der Betriebswirtschaftslehrer (BWL) und Wirtschaftswissenschaften am beliebtesten. (Hier die Auswertung durch Statista: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1381437/umfrage/beliebteste-duale-studiengaenge-nach-studierendenzahl/ )
Darauf folgen die meisten dual Studierenden in den Fachbereichen Informatik, Verwaltungswissenschaften sowie Gesundheits- und Therapiewesen. Auch Maschinenbau und Verfahrenstechnik, Elektrotechnik, Sozialwesen und Ingenieurwesen inklusive Wirtschaftsingenieurwesen und Bauingenieurwesen können dual studiert werden.
Unternehmenspartner sind überwiegend große und mittlere Firmen aber auch kleinere Betriebe.
Wie finde ich einen Dualen Studienplatz?
Die Datenbank AusbildungPlus des BIBB zum Beispiel bietet einen umfassenden Überblick über duale Studiengänge in Deutschland. Weitere Infos liefert auch der Hochschulkompass, eine Seite der Hochschulrektorenkonferenz.
Neben den Fachhochschulen und Hochschulen selbst finden sich auch auf den Webseiten der Kooperationsunternehmen beziehungsweise der kommunalen Verwaltung Informationen und Ausschreibungen für interessierte Schülerinnen und Schüler. Dort lässt sich herausfinden, ob man sich bei der Hochschule oder beim Unternehmen um den Studienplatz bewerben muss.
Karrieremessen, Informationsveranstaltungen oder Tage der offenen Tür, die von Hochschulen oder Unternehmen organisiert werden, die duale Studiengänge anbieten, bieten sich darüber hinaus an, um sich persönlich vorstellen, Kontakte zu knüpfen und Fragen zu stellen.
Weitere Infos und Quellen:
Aktuelle Erkenntnisse aus dem Studienverlaufspanel 13/2022
Sozioökonomische Lage, Studiensituation und Studienwahlmotive von dual Studierenden
DHBW Duale Hochschule Baden-Württemberg
Ausbildung oder Studium? Informationen und Tipps für Schulabgängerinnen und Schulabgänger
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
Duales Studium: Umsetzungsmodelle und Entwicklungsbedarfe
Wissenschaftliche Studie 2022
Herausgeber: CHE Centrum für Hochschulentwicklung gGmbH; f-bb Forschungsinstitut Betriebliche Bildung gGmbH
Duales Studium: Umsetzungsmodelle und Entwicklungsbedarfe
Zentrale Ergebnisse der Studie 2022
Bundesministerium für Bildung und Forschung
„Rund 2000 Studiengänge sind dual studierbar“ (News 7/2021)
CHE Centrum für Hochschulentwicklung
https://www.che.de/2021/rund-2000-studiengaenge-sind-dual-studierbar/