31.08.2023, Autor: Geert-Jan Gorter
Tatkräftige, fundierte Unterstützung für Studien- und Berufswahlkoordinator:innen sowie alle Lehrkräfte, die mit dem Thema Berufsorientierung zu tun haben, bietet ab sofort unsere neue Online-Plattform FUJOUR. Was unser Start-up-Projekt anders macht: Die für Schüler kosten- und werbefreie App fundiert auf einer eigens entwickelten Methode, die konkrete, sehr fein ausdifferenzierte Empfehlungen für die Ausbildungs- und Berufswahl sowie ein interessenbasiertes Matching mit vorhandenen Praktikums- und Ausbildungsplätzen ermöglicht. Und zwar sowohl in der Region als auch grenzüberschreitend EU-weit. Darüber hinaus begleitet die App die Schüler:innen ab der 8. Klasse über den gesamten Bildungsweg hinweg.
Wohin soll die berufliche Reise gehen? Mit dieser Frage sind viele Schüler und Schülerinnen zunächst maßlos überfordert. Insbesondere nach der langen Pandemie-Phase, die Berufsfelderkundungen und Praktika stark eingeschränkt hat, sind Teenager ab der 9. Klasse auf Angebote zur Orientierung angewiesen. Initiativen wie “Kein Abschluss ohne Anschluss” (KAoA) in NRW, „Optimierung der lokalen Vermittlungsarbeit im Übergang Schule – Beruf“ (OloV) in Hessen oder die bundesweite “Initiative Bildungskette” des BMBF fordern zwar die Schulen auf, praktische Unterstützung beim Übergang in Ausbildung, Studium und Beruf zu bieten, und Angebote wie die Berufsfelderkundung gehören inzwischen auch an Gymnasien zum Standard. Doch die Aufgabe ist keine einfache und der Arbeitsmarkt wandelt sich rasant.
Ob Praktikumssuche, Ausbildungsplatz oder Studienwahl: Die FUJOUR-App schlägt Schüler:innen ganz konkrete Berufe vor und hilft Studien- und Berufswahlkoordinatoren bei ihrem anspruchsvollen Job. Im Fokus stehen dabei aktuelle Einstiegsberufe und Ausbildungen sowie duale Studiengänge. Foto: Shutterstock.
FUJOUR – Die neue App auf einen Blick
- Die Befragungsmethode: vielseitige responsive Befragung, Vertiefung auf Basis von Antworten, keine überflüssigen Fragen
- Fokus Endberufe: Die App schlägt nicht Berufsfelder, sondern genaue Berufe
- Praxisangeboteinnerhalb der individuellen Berufsvorschläge
- Eine hohe Ausdifferenzierung aller berufsrelevanten Eigenschaftender Befragten in verschiedenen Kategorien
- Die App lebt mit: ein schlechter Tag, ein Missverstehen der Frage, vielleicht sogar mangelnde Berufsreife sind im Gesamtergebnis unerheblich.
- Hohe Schülermotivationdurch spielerische, intuitive und attraktiv gestaltete Bedienung und niederschwellige Bewerbungsmöglichkeiten
- Empfehlungen nicht käuflich: Unternehmen haben keinen Einfluss darauf, was die Schüler vorgeschlagen bekommen.
- Schülerdaten sind sicher: sichere, hochverfügbare redundante Datenbank auf Servern in Deutschland, anonyme Accounts ohne Zugriff von Externen, Adressen werden nur bei tatsächlicher Bewerbung abgefragt
„Die Herausforderungen sind gewaltig“, sagt Geert-Jan Gorter. Gemeinsam mit Thomas Brunschede, dem Gründer von FUJOUR, haben er und Arne Bernstein die App als Produkt-Verantwortliche an den Start gebracht hat. „Für Lehrkräfte ist es schwierig mit den aktuellen Entwicklungen Schritt zu halten und die Schüler:innen bestmöglich zu informieren und zu beraten. Einerseits herrscht ein großer Mangel an Fachkräften, andererseits gewinnen durch die fortschreitende Digitalisierung und KI-Potentiale nicht nur völlig neue Berufe an Bedeutung, sondern beispielsweise in naher Zukunft auch wieder zuvor abgeschriebene Arbeitsplätze in der Produktion. Denn während der Pandemie hat man in der Industrie erkannt, wie wichtig die Autonomie entlang der Lieferketten ist. Zum Beispiel gibt es einen erhöhten Bedarf an Schüler:innen mit Interessen an MINT-Fächern.“
Mit anderen Worten: Nicht nur die Herausforderungen, auch die Möglichkeiten sind enorm. Die neue App soll nun den Unterstützenden helfen zu helfen. Vom Berufsprofil bis hin zur konkreten Bewerbung soll sie die Schüler:innen begleiten und den sogenannten StuBos, den Studien- und Berufskoordinator:innen die Arbeit erleichtern.
Wie funktioniert die App?
Im ersten Schritt können Schüler und Schülerinnen die App nutzen, um sich ein (anonymes) Berufsprofil erstellen zu lassen. Dazu laden sie FUJOUR einfach und sicher auf ihr Smartphone herunter und unterhalten sich auf spielerische Weise mit der App. Individuelle Interessen berücksichtigt die App bei dieser sogenannten responsiven Befragung als Hauptfaktor für Motivation und Leistungsfähigkeit.
Die spezielle Befragungsmethode ist aus der Zusammenarbeit mit Bildungswissenschaftler:innen erwachsen. Das Besondere: Die Fragen basieren auf einer Kombination bekannter Elemente wie der aus der Arbeits- und Organisationspsychologie bekannten RIASEC-Typologie zur Klassifikation menschlicher Interessen nach John L. Holland sowie Persönlichkeitsdimensionen nach dem BIG 5 / OCEAN-Modell. Weitere Aspekte wie beispielsweise intrinsische und extrinsische Berufsmotivationen, spezifische Berufsinteressen, Abneigungen, Arbeitsarten und Arbeitsumgebungen spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Die gestellten Fragen und ihre Reihenfolge sind durch die Beantwortungen individuell auf den Schüler beziehungsweise die Schülerin zugeschnitten. Durch die Rückmeldungen des Nutzers, lernt die App kontinuierlich hinzu. Die Fragen, die abwechslungsreich aufbereitet sind (es gibt Bild, Schieberegler- oder Rankingfragen), orientieren sich also an den Antworten und Interaktionen.
Berufe statt „Berufsfelder“
Nach der Einstiegsbefragung gilt es dann, die Zielberufe genauestens mit den Interessen sowie weiteren Faktoren wie Persönlichkeit und Abneigungen zu matchen, erklärt Geert-Jan Gorter. FUJOUR entwickelt hierzu ein eigenes KI-basiertes Verfahren. „Aufgrund von Stereotypen und Vorurteilen werden Leute mit unterschiedlichen Prägungen immer in die gleiche Richtung geschickt. Das ist aber eine ‚Selffulfilling Prophecy‘ und schlecht für den Arbeitsmarkt“, sagt Gorter. „Um es mal ganz beispielhaft zu sagen: Jemandem, der künstlerisch geprägt ist, der also gerne zeichnet und gestaltet und so weiter, dem wird heutzutage häufig empfohlen in einer Medienagentur zu arbeiten oder irgendetwas Künstlerisches zu machen. Das bedeutet, dass genau solche Leute zum Beispiel in der Chemieindustrie fehlen, obwohl sie dort sehr glücklich werden könnten. Dort braucht man natürlich auch jede Menge künstlerisch kreative und schöpferische Menschen. Wir brauchen diese Vielfalt in den einzelnen Branchen und das ist etwas, das wir sehr konkret in der Plattform berücksichtigen. Deshalb teilen wir die vielfältigen Berufsprofile nicht, wie es meistens der Fall ist, in Sammelkategorien wie „Berufsfelder“ ein, sondern profilieren jeden Beruf und jede Ausbildung individuell. Auch duale Studien werden als Einstieg in die Berufswelt durch dieses Verfahren gleichberechtigt als Option angeboten.“
Mit der App die passenden Praktikumsplätze finden
„Wenn man mit gängigen Tools nach einem Test nur eine ungefähre Richtung vorschlagen bekommt, dann reicht das noch nicht,“ sagt der Produktmanager Gorter. „Auch lässt sich mit solchen Informationen nur schlecht ein Praktikumsplatz finden.“
Die FUJOUR-App schlägt den Schüler:innen deswegen ganz konkrete Berufe in einem Ranking vor, das sie im Anschluss noch einmal selbst für sich bewerten können.(*Nähere Infos s. Textende.) Im Fokus stehen dabei aktuelle Einstiegsberufe und Ausbildungen. Ist das Profil erstellt, haben sie die Möglichkeit sich alle für sie passenden, online verfügbaren Angebote anzeigen zu lassen: von der eintägigen Berufsfelderkundung oder dem Tag der Offenen Tür, über mehrwöchige Praktika und Ferienjobs bis hin zu Ausbildung und Dualem Studium. Die App begleitet sie dann durch die gesamte Phase der Berufsorientierung. Gut zu wissen: Die potenziellen Arbeitgeber haben keinerlei Einfluss auf das Ergebnis der Berufswahlbefragung beziehungsweise die empfohlenen Berufe.
Über Gewohnheiten hinweg denken
„Die Jugendlichen sind oft erstaunt, wenn ihnen Berufe vorgeschlagen werden, von denen sie noch nie gehört haben. Zum Beispiel „Technische/r Systemplaner/in – Versorgungs- u. Ausrüstungstechnik“, erzählt der studierte Physiker Gorter und betont noch einmal die Bedeutung der Berufsfelderkundung: „Solche Schnuppertage sind ein wichtiges Instrument der Berufsorientierung. Leider ist es aber oft so, dass die Schüler:innen sich das aussuchen, was sie kennen – zum Beispiel ihren alten Kindergarten oder die örtliche Bäckerei. Das ist natürlich nicht Sinn und Zweck der Sache. Den Mangel an Erzieher:innen hat das jedenfalls bislang noch nicht behoben.“ FUJOUR verfolgt deshalb das Ziel, die Schüler:innen von Anfang an direkt mit ihren Wunschberufen beziehungsweise für sie passenden Praxiserfahrungen in Kontakt zu bringen.
Was kommt nach Berufsprofil und Praktikumsplatzsuche?
FUJOUR ist keine Einmalbestandsaufnahme, FUJOUR wächst mit. Das ist dem Start-up-Unternehmen wichtig. „Das Berufsprofil ist genauso wenig statisch wie ein Mensch in seinem Leben stillsteht“, sagt Geert-Jan Gorter. „Die Profile dienen ausschließlich dazu, die besten Optionen für die Schüler:innen zu finden. Zudem werden sie mit Hilfe der FUJOUR Plattform ab der 7. oder 8. Klasse bis zum Schulabschluss strukturiert bei der Bewerbung, Durchführung von Praktika und der Berufs-, Ausbildungs- oder Studienwahl begleitet.“
Hat ein Schüler oder eine Schülerin ein passendes Angebot, zum Beispiel für einen Praktikumsplatz oder einen Ferienjob, gefunden, bietet das Portal eine einfache Ein-Klick-Bewerbung. Daraufhin kann, wenn das entsprechende Unternehmen einverstanden ist, ein kurzes Videogespräch folgen oder eine einfache Sprachnachricht per App mit einer kurzen Begründung für die Bewerbung. Danach wird intuitiv eine digitale Praktikumsmappe erarbeitet. „Der gesamte Prozess soll so niedrigschwellig wie möglich ablaufen“, erklärt Gorter. „Wir helfen auch den Unternehmen, bereits auf einfachste Art und Weise ein Praktikum anbieten zu können.“ Der Praktikumsbericht inklusive der Beurteilung wird im Portal hinterlegt und ist so jederzeit für die nächsten Schritten verfügbar.
Was halten Lehrkräfte und Schüler von FUJOUR?
Bestätigung, dass die neuartige Methode bestens funktioniert, gibt es bereits jetzt. „Wir haben direkt von Beginn der Entwicklung an Schulen einbezogen“, erzählt Geert-Jan Gorter. „Zum einen haben wir uns in größeren Gesprächsrunden die Probleme aus Sicht der Studien- und Berufswahlkoordinatoren in den Schulen schildern lassen. Sie spielen eine sehr wichtige Rolle und wissen ganz genau, wo es schmerzt und wo unbedingt bessere Lösungen nötig sind. Zum anderen haben wir die App an sieben Schulen unterschiedlicher Schulformen in zwei Phasen testen können. Und ich muss sagen, die Schüler und Schülerinnen hatten sehr viel Spaß an dem Verfahren. Langweilig war wirklich niemandem. Das ist ganz, ganz wichtig, denn schließlich geht es ja um die eigene Entwicklung und berufliche Zukunft der jungen Leute.“
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*Ermittlung der Berufsvorschläge wird laufend optimiert
Obwohl der erste Teil des Berufsorientierungsprozesses von FUJOUR, die Befragung und Einschätzung der Schülerinnen, bereits jetzt sehr detailliert erfolgt, ist der zweite Teil, das Errechnung der Berufsvorschläge, noch ohne Anspruch auf vollständige Validität. Grund dafür ist die noch relativ geringe Menge der Messdaten für die Analyse zum Zeitpunkt des App-Launches. Diese wird jedoch im Laufe der Zeit stetig wachsen. Zusätzliche Bewertungsfunktionen durch die Nutzer:innen („Daumen hoch/runter“-Funktion) helfen uns dabei, das Ergebnis, das bereits heute von den teilnehmenden Schulen als gut bewertet wird, immer weiter zu verbessern und nach einer Anlaufzeit „wissenschaftlich valide“ nennen zu können. Hierbei muss angemerkt werden, dass es auch in ferner Zukunft nie einen Anspruch auf ein 100-prozentig korrektes Ergebnis – also eine genaue Angabe der 5 am besten auf eine Person passenden Berufe – geben kann. Denn jeder Beruf weist in sich bereits heterogene Ausprägungen auf, so dass gewisse Abweichungen in der Natur der Sache liegen.